Raynox als Tubus-Vorsatzlinse für unendliche Mikroskop-Objektive

Überblick

Die meisten Makrofotografen, die sich in die Welt der Extremen Makrofotografie mit Mikroskop-Objektiven wagen, verwenden unendlich korrigierte Mikroskop-Objektive in Verbindung mit einem Telephoto-Objektiv. Wie wir wissen, ist so ein Objektiv notwendig, da die Lichtstrahlen der unendlich korrigierten Mikroskop-Objektive durch eine Zusatzlinse (der sogenannten "Tube-Lens") gebündelt werden müssen. Bei dieser Tube-Lens kann es sich entweder um eine Fixbrennweite (Prime Lens) von 180 mm bei Vollformat (bei Crop-Sensor um den Crop-Faktor kürzer) oder einem Zoom-Objektiv, das ebenfalls den Bereich 180 mm abdeckt, handeln. Bei größeren Zoom-Objektiven können dabei allerdings Vignettierungen in den Rändern auftreten. 


Wozu ein Tube-System?

Der nächste Schritt um die Bildqualität in Hinblick auf Schärfe und chromatische Aberration zu verbessern - oder als Lösung, wer kein solches Kamera-Objektiv besitzt, ist der Einsatz eines echten Tube-Systems. Diese besitzt im Gegensatz zu einer Fixbrennweite oder Zoom-Objektiv keine komplexe Anordnung von Linsenkostellationen, sondern besteht nur aus einer Röhre mit einer Raynox. Makrofotografen haben herausgefunden, dass die Raynox ideal als Tube-Linse geeignet ist und weitaus bessere Resultate liefer kann, also normale Kamera-Objektive. Robert O'Tool hat auf seiner Seite unterschiedliche Tube-Systeme getestet: https://www.closeuphotography.com/tube-lens-test

Die Raynox-Lösung mit der 70 Euro günstigen Raynox DCR-150 setzt sich hier erfolgreich auf Platz 2 vor anderen Tube-Linsen durch, die mehrere hundert Euros kosten und gilt somit als "Geheimtipp".


Länge der Tube

Die Länge der Tube hängt von der verwendeten Raynox-Linse und der Kamera ab. Die Raynox DCR-150 besitzt eine Brennweite von 208 mm und die DCR-250 eine kürzere Brennweite von 125 mm. Hier gilt der Abstand der Raynox zum Bildsensor, dieser sitzt aber bekanntlich nicht bei jeder Kamera im gleichen Abstand (Auflagemaß oder Flanschbrennweite) zum Objektiv-Mount, also der Stelle, wo das Objektiv, in dem Fall die Tube, ansetzt. 

In dieser Liste findet Ihr das Auflagemaß für die meisten Kamerasysteme: https://de.wikipedia.org/wiki/Auflagema%C3%9F

Man muss also rechnen:

Länge der Tube = Brennweite der Raynox - Auflagemaß

Auch spielt es hier eine Rolle, welche Raynox eingesetzt wird. Denn obwohl die Raynox DCR-250 mit 8 Dioptrien bei normaler Verwendung eine höhere Vergrößerung ermöglicht, als die DCR-150 mit 4,8 Dioptrien, verhält es sich bei der Verwendung der Raynox als Tube-Linse aufgrund der unterschiedlichen Brennweiten ganz anders. 

 

Ein paar Beispiele: 
Das Auflagemaß oder Flange Distance auf Englisch für eine Canon 7D Mk2, die ja auf dem EF-S Mount-System basiert, beträgt 44 mm. Das ist also die Distanz vom Sensor bis zum Objektiv-Mount. Da die Brennweite beispielsweise bei der DCR-150 208 mm beträgt, muss man also hier 44 mm davon abziehen. Das führt also zu einer Tube-Länge von genau 164 mm.

Bei einer Sony A7 III sieht das Ganze wieder anders aus, die Flange Distance beträgt hier aufgrund des spiegellosen Systems nur 18 mm. Somit kommt man hier auf eine größere Tube-Länge von 190 mm.

 

Bei der Berechnung der wahren Vergrößerung für Mikroskop-Objektive bei Tube-Systemen gilt die Formel:

Wahre Vergrößerung = Nominale Vergrößerung * Brennweite / benötigte Brennweite des Mikroskop Objektivs

Das würde also bei der Raynox DCR-150 in Verbindung mit dem PLAN 4X Mikroskop-Objektiv (mit 180 mm Focal Length) bedeuten:

Wahre Vergrößerung = 4 * 208 / 180
Wahre Vergrößerung = 4,62

Und das gleiche Spiel bei der Raynox DCR-250:

Wahre Vergrößerung = 4 * 125 / 180
Wahre Vergrößerung = 2,78

Wir sehen also, dass die kürzere Brennweite der Raynox DCR-250 die wahre Vergrößerung um ca. ein Drittel verringert. Somit raten wir bei der Tube standardmäßig zu der DCR-150.

Unsere Tube-Systeme

Wir bieten zwei Arten von Tube-Kits an. Mit Halterungen und ohne Halterungen. Die Halterungen dienen zur zusätzlichen Stabilität der langen Tube. Für ein 4X PLAN ist eine Halterung wahrscheinlich nicht unbedingt notwendig, wenn aber am Ende der Tube ein 240 Gramm schweres 10X Mikroskop-Objektiv angeschraubt ist, dann ist das sehr empfehlenswert.
Beim Set mit den Halterungen sind Mikroskop-Adapter für RMS, M25 und M26 inkludiert, beim kleinen Set ohne den Halterungen nur der Mikroskop-Adapter für RMS.

Weiters kann man auch zwischen einem Full-Set inkl. der Raynox DCR-150 mit Halterungen auswählen, oder dem Full-Set inkl. der Raynox DCR-150 ohne Halterungen.

 

Zusammenbau

Es ist keine Wissenschaft eine Tube zusammenzubauen, aber die vielen Einzelteile können in der Tat anfangs etwas zur Verwirrung führen. Deshalb bieten wir unseren Kunden an, die Tube exakt auf Deine Kamera ausgerichtet zu konfigurieren. Hierbei legen wir aber auch alle nicht benötigten Ringe und Ersatzteil dazu, damit später bei einem Kamerawechsel auf eine andere Marke, die Tube problemlos angepasst werden kann.

Übrigens kann unsere Tube durch den inkludierten MJKZZ-VLE Adapter auch auf den Millimeter fein abgestimmt werden, indem hier einfach etwas raus- oder hineingedreht wird.


Profi-Techniken: Reversed Raynox oder kürzere Tube

In einige Foren für Makrofotografie kann man lesen, dass eine reversed - also eine umgedreht eingesetzte Raynox DCR-150 - in einigen Situationen zu schärferen Bildern führen kann. Eine reversed DCR-250 soll hingegen anfälliger für CA sein. Wir bieten in unserem Tube-Set auch die Variante mit der umgedrehten DCR-150 an - da hier allerdings einige Ringe und Doppeladapter mehr benötigt werden, ist diese auch ein wenig teurer.

Die Variante mit der kürzeren Tube wird auch gern in Betracht gezogen, hier wird die Raynox DCR-150 144 mm, statt 20 8mm nach dem Sensor platziert. Auch hier sollen die Resultate schärfer ausfallen. Diese Variante ist auch selbst einfach zum Umsetzen, da nur entsprechend viele Ringe des Tube-Systems entfernt werden müssen.


Fazit

Die Tube mit der Raynox DCR-150 ist bei unendlichen Mikroskop-Objektiven nicht wegzudenken. Sie liefert nicht nur schärfere und qualitativ hochwertigere Resultate, sondern ist auch günstiger als ein Telephoto-Objektiv, leichter und lichtstärker.


 

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